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DIE SIEBEN STUFEN ZUM GOTTMENSCHEN

Verfasst: Fr 14. Okt 2011, 10:50
von Das Buch des Lichts.
DIE SIEBEN STUFEN ZUM GOTTMENSCHEN

Solange der Mensch noch ein unbewußtes Lebewesen ist, wirken in ihm seine Logoskräfte unbewußt, automatisch, den Gesetzen der Natur nach, wie bei den Tieren. Seine sexuelle Kraft wirkt in ihm noch als ein rein tierisch-körperlicher Drang, der ihn dazu treibt, die durch aufgespeicherte Zeugungskraft unangenehm werdende Spannung in seinen Nerven loszuwerden. Dementsprechend ist auch sein Bewußtseinszustand nichts anderes als ein tierischer Entladungsdrang. Von Liebe hat er noch keine Ahnung, da er seinen im Unbewußten schlummernden Drang nach Liebe geistig noch nicht erleben und offenbaren kann. Seine höheren Zentren sind noch im latenten Zustand, sein Herz ist tot. Aus diesem Scheintod erweckt ihn sein sexueller Drang. In seiner körperlichen Erregung, eingeheizt durch seine sexuelle Kraft, geht er instinktiv auf die Suche nach einer Partnerin. Die Natur überlistet ihn. Denn die ganze sexuelle Erregung des Lebewesens ist für keinen anderen Zweck da, als um Nachkommenschaft zu zeugen, den großen Strom des Lebens weiterzuführen, um das große Ziel, die Vergeistigung der Erde, zu erreichen. Der primitive Mensch hat von alledem keine Ahnung. Er folgt seinen sexuellen Wünschen nach Befriedigung. Die Lebenseinrichtungen des Menschen und die allgemeinen menschlichen Sitten erlauben ihm aber meistens nicht, daß er sich ausleben kann, sobald der Trieb ihn zur Entladung reizt. Ob es ihm gefällt oder nicht: er ist gezwungen, mit der Befriedigung seines Triebes kürzere oder längere Zeit zu warten. Sogar in den primitiven Neger und Buschmannstämmen müssen die reif gewordenen jungen mit ihrer gesunden sexuellen Aufladung bis zum großen Fest warten. Erst dann werden sie in die Geheimnisse der Sexualität eingeweiht. Ob in anderen Erdteilen oder im Westen bei den weißen Rassen: es ist Tatsache, daß der Mensch mit seinem Trieb zunächst warten muß, bis er schließlich eine Möglichkeit findet, seine sexuellen Wünsche zu befriedigen, während ein Tier, das vom Geschlechtstrieb befallen, nach einem geeigneten Partner sucht und diesen meistens sofort bekommt. Die Lage verlangt vom Menschen also eine kürzere oder längere Zeit des Wartens. Während dieser Wartezeit steigert sich die Spannung in ihm und da sie auf normalem Weg keine sofortige Befreiung findet, sucht diese Kraft durch die Nervenkanäle einen anderen Weg, sich zu entladen. Die unbefriedigte Spannung steigert sich automatisch selbst, und so wird der Mensch mit immer höheren Schwingungen, immer höheren Frequenzen aufgeladen. Wenn aber die Frequenzen einer Kraft sich steigern, ist die Kraft auch nicht mehr dieselbe, die sie vorher war. Die erste wenn auch noch so kleine Umwandlung der Sexualenergie ist also schon geschehen!

Die neue von der Aufspeicherung gesteigerte Spannung wirkt mit ihren höheren Frequenzen nunmehr nicht nur auf seine geschlechtlichen, sondern auch auf seine höheren Organe, die fähig sind, die erhöhten Frequenzen zu tragen und zu offenbaren. Der Trieb wirkt erweckend auch auf seinen Verstand, er zerbricht sich den Kopf nach einer Idee, um eine Lösung zu finden. Der körperliche Wunsch weckt sein Bewußtsein, und so ist die erste - wenn auch nur dämmernde - Bewußtwerdung vollzogen. Früher oder später findet er auch die Gelegenheit, seinen sexuellen Wunsch auszuleben, er braucht ihn also nicht zu verdrängen, und doch ist der erste Schritt zur Umwandlung der Geschlechtskraft getan. Natürlich geht das nicht so einfach und rasch, wie es nach dieser Darstellung scheint, auch ist die Auswirkung bei jedem Individuum verschieden, doch das Resultat ist dasselbe.
Wie schon gesagt wurde, entwickelt der Mensch, soweit er seine höheren Nervenzentren noch nicht in aktiviertem Zustand hat, folglich seine sexuellen Kräfte noch nicht in schöpferische Energie umwandeln kann und dennoch enthaltsam lebt, in sich krankhaft nervöse, oft sehr gefährliche Zustände, welche die heutige Psychiatrie »Verdrängungen« nennt. Wenn er aber in demselben Entwicklungszustand seinen sexuellen Trieb nur auf kürzere Zeit zurückhält und dann ungehindert auslebt, verursacht er keine Verdrängung. Er hat in seinem noch unbewußten Zustand auf dem Wege der Umwandlung der sexuellen Kraft die ersten Schritte getan, ohne dies zu wollen. Was hat ihn dazu gezwungen? Die unbefriedigte sexuelle Kraft. Die sexuelle Kraft hilft also in uns, die sexuelle Kraft umzuwandeln. Sie hat ihre Spannung höher geheizt, gerade durch die fehlende Befriedigung, und hat das Bewußtsein mit einer geistigen Anstrengung schon um ein geringes gehoben und ausgedehnt. Und so steigt der Mensch Schritt für Schritt jedesmal, wann er seine sexuellen Wünsche nicht sofort erfüllen kann, auf der Leiter des Bewußtwerdens ein Sprößlein höher, bis er den Grad erreicht, auf dem er plötzlich nicht nur seines körperlichen Wunsches, sondern auch seines Selbstes in sich bewußt wird. Die Triebkraft hört aber nicht auf, in ihm zu wirken und treibt ihn mit ihrer sich immer wiederholenden gesteigerten Spannung weiter, hilft ihm und zwingt ihn, allmählich entsprechend höhere Bewußtseinszustände zu erleben. Allmählich wird er die Stufe erreichen, auf der er in seiner Erregung nicht mehr einen rein tierischen Entladungsdrang, sondern den ersten Schimmer einer menschlichen Zusammengehörigkeit erlebt und offenbart, wenn auch in einer noch primitiven körperlichen Hingabe. Mag diese noch nichts anderes als leidenschaftliche Besitzgier und Hörigkeit sein: eine neue menschliche Beziehung entsteht dennoch zwischen ihm und seiner Partnerin, die er während des körperlichen Verkehrs näher kennenlernte. Die ersten Zärtlichkeiten, die ersten Vorläufer der Liebe stellen sich ein. So wird sein totes Herz mit der Zeit allmählich durchwärmt und erweckt. Er wächst aus dem rein sexuellen Drang nach einer Entladung auf die höhere, auf die zweite Offenbarungsstufe - auf die der Verliebtheit. Und da er auch anfängt, aus dem unbedeutenden Massenmenschen zu einem Individuum zu werden, so ist er auch nicht mehr wahllos mit jeder Partnerin zufrieden, sondern geht auf die Suche nach einer besser zu ihm passenden, seinem sich entwickelnden Geschmack entsprechenden Partnerin. Vielleicht vergehen mehrere Leben, bis er aus dem primitiven, unbewußten Urmenschen, als der er
mit seiner Entwicklung begann, diese Stufe erreicht. Es gibt genug Zeit in der Ewigkeit ...

[III.]
Der primitive Mensch, noch im Gefängnis der langsamen, natürlichen und Äonen dauernden Entwicklung eingekerkert, fängt vielleicht erst in einem nächsten Leben auf der dritten Bewußtseinsstufe an. Jetzt lebt er seinen sexuellen Drang nicht mehr wahllos aus. Er wird wählerischer und versucht auch, seiner Partnerin zu gefallen. Seine Verbindung mit der zum anderen Geschlecht gehörenden Person wird zu einer Mischung von sexuellem Wunsch und Zusammengehörigkeitsgefühl, gepaart mit Besitzgier, die eine primitive und sehr selbstsüchtige, aber doch schon eine niedrige Form der Liebe ist. Sein ursprünglich rein sexueller Drang hat sich in Verliebtheit verwandelt, die ihn an eine bestimmte Person bindet. Diese Verliebtheit wird noch durch das Feuer seiner vom Warten gesteigerten sexuellen Kraft geheizt. Sein sexueller Wunsch dagegen wird dadurch gesteigert, daß er diese einzige von ihm auserwählte Person zu bekommen hofft. Solche schon höher getriebenen sexuellen Kräfte wirken auch gesteigert auf die höheren Zentren, wenn sie in ihrer Entladung auf Hindernisse stoßen. Sie befähigen oft mittelmäßige Menschen zu ungewöhnlichen Leistungen. Wir könnten zahlreiche Beispiele aus der Geschichte der Menschheit aufzählen, die beweisen, zu welch scharfsinnigen und spitzfindigen Leistungen Liebende durch ihre unbefriedigten sexuellen Wünsche fähig sind, wenn sie den unerreichbaren Liebespartner trotz aller Hindernisse erringen wollen. Die unbefriedigte sexuelle Kraft wirkt stark anspornend auf die höheren Zentren, vor allem auf den Verstand. Der angefeuerte Verstand verspricht den Liebenden das höchste Glück durch die Befriedigung ihrer sexuellen Wünsche. Durch diese Gegenwirkung wird die Verliebtheit gesteigert und sie werden veranlaßt, schon aus Liebe eine Familie zu gründen. Hat er sein Ziel erreicht und geheiratet, findet die sexuelle Kraft ihren Weg als sexuelle Kraft und kann sich ungehindert befriedigen. Meistens werden -`aber dann aus scharfsinnigen Liebeshelden und -heldinnen zufriedene und langweilige Spießbürger, bis Schicksalsfügungen sie zu erneuerter Kraftumwandlung zwingen. Der Mann - in der Falle der Natur - fängt an, mehr an seine Arbeit zu denken, um seiner Familie ein besseres Leben zu sichern, wenn auch noch nicht ganz aus reiner Freude am Schaffen. Er sucht mehr zu leisten. Dadurch wird er gezwungen, mehr Kraft in die höheren Kanäle zu lenken und er lebt einen größeren Teil seiner schöpferischen Kräfte durch diese Kanäle aus. So wird er, der Durchschnittsmensch, durch seine sexuelle Kraft, durch seine Verliebtheit, dazu gezwungen, seine Triebkraft teilweise auf die Mentalebene zu lenken und in Gedankenkräfte umzuwandeln. Er lernt allmählich die Freude an der schöpferischen Arbeit kennen, und damit erlebt er gleichzeitig das erstemal eine Art Selbstvertrauen. Sein Selbstbewußtsein wächst und dehnt sich aus. Mit der Zeit und Gewöhnung verwandelt sich seine Besitzgier und Begierde gegenüber seiner Lebensgefährtin, die nunmehr auch die Mutter seiner Kinder geworden ist, in eine seelisch-menschliche Verbindung, in eine liebevolle, familiäre Zusammengehörigkeit, in eine schon höhere, selbstlosere Form der Liebe.

[IV.]
So lenkt er unbemerkt und unbewußt seine sexuellen Kräfte immer mehr in höhere Zentren, und allmählich erreicht er die nächste, die vierte Stufe des Bewußtwerdens. Er fängt an, immer höhere Frequenzen aufzunehmen und auszustrahlen. Diese reizen und öffnen noch weitere höhere Nervenzentren; er fängt an, noch mehr zu denken, und nicht mehr nur darüber, wie er seine Triebe noch besser befriedigen, wie er für sich noch mehr sinnlich-sexuelle Freuden und Genüsse schaffen könnte. Er beginnt, sich auch für höhere Dinge zu interessieren. Er sucht mehr Inhalt in seinem Leben, er wird allmählich noch individueller, er weiß, daß ihn auch in der körperlichen Liebe nur eine seelisch zu ihm passende verständnisvolle Partnerin befriedigen kann. Er sucht und erwartet von der Liebespartnerin ähnliche Denkungsart, ähnlichen Geschmack. Bei seinen gesteigerten Ansprüchen in der Liebe findet er aber immer seltener die richtige Partnerin und damit kann er auch immer seltener volle sexuelle Befriedigung finden. Je höher der Geschmack, desto schwerer ihn zu befriedigen. Seine unbefriedigten und aufgespeicherten sexuellen Kräfte zwingen sein Bewußtsein rascher, noch höher zu steigen und auch höhere Frequenzen wahrzunehmen. Damit aktiviert er das nächsthöhere Nervenzentrum. Sein Interesse richtet sich auf das Wissen! So erreicht er die vierte Stufe und wächst in sie hinein. Er fängt an zu studieren, zu lernen, er möchte die Geheimnisse der Welt enträtseln. Sein geistiger Horizont breitet sich aus. Seine schöpferischen Kräfte offenbaren sich nun nicht mehr nur durch den Körper als sexuelle Kraft, sondern als Gefühls- und Mentalkräfte und als verstärkte Willenskraft. Er macht »Karriere«, nimmt vielleicht eine führende Position ein, er ragt aus den Massenmenschen heraus. Dadurch, daß er eine höhere Lebensspannung in sich trägt und auf höheren Frequenzen bewußt wurde, lenkt er auch in seine sexuellen Organe höhere Schwingungen, dementsprechend ist auch seine körperlich-sexuelle Potenz viel stärker geworden! Je höher das Bewußtsein steht, desto höhere und stärkere Energien kann der Mensch auch in seine tieferen Nervenzentren und Organe lenken, und entsprechend höhere Freuden hat er in der sexuellen Einheit! Dazu braucht er aber eine ebenso hochstehende Partnerin. Er sucht in seinem Liebesleben eine ebenbürtige, verständnisvolle, wertvolle Frau, mit der er eine tiefe seelische und geistige Verbindung haben kann. Er hat schon die Erfahrung und weiß, daß wirklich glückgebende Freude und vollkommene Befriedigung im Körper wie auch in der Seele nur mit einer würdigen, gleichwertigen Partnerin möglich ist. Sie muß die Fähigkeit besitzen, ihm bis in die gleich hochgesteigerten, Frequenzen Zu folgen und diese auch mit ihrem ganzen Wesen, von einer leidenschaftlichen und doch erhabenen Liebe durchglüht, zu erwidern! Er kennt schon den ungeheuren Unterschied zwischen Quantität und Qualität und lebt auch danach, weil er nicht mehr anders leben kann!
Tieftraurig ist es dann, wenn ein Mensch von einer höheren Entwicklungsstufe in der Liebe ganz hohe Spannungen ausleben und geben könnte, die Partnerin ihm aber nicht folgen kann. Wie furchtbar allein fühlt sich so ein Mensch!
Am Meeresufer findet man bei Ebbe unzählige Muscheln, die, von den Wellen ans Land geworfen, von der Sonne ausgetrocknet, herumliegen. Als Kind versuchte ich solche Muschelhälften zusammenzulegen, daß sie wieder eins wurden. Da waren viele einfache, die ganz glatt waren und auch einen glatten, flachen Rand hatten. Wenn auch zwei Hälften nicht von derselben Muschel waren, paßten sie doch meistens gut zusammen, und ich konnte sie wieder schließen. Schon seltener waren Muscheln, die nicht flach waren, sondern auf dem Rücken und am Rand gewellt. Sie waren viel schöner und differenzierter. Diese konnte ich nur richtig zusammenlegen, wenn die beiden Hälften von ein und derselben Muschel waren, also nur wenn sie zusammengehörten. Mit einer fremden Muschelhälfte harmonierten sie nicht ...
So sind wir Menschen auch. Der primitive Mensch fände viele Partner, mit denen er in Frieden leben könnte. Der Mann schafft die Existenz, arbeitet für die Familie; die Frau sorgt für den Mann und für die Kinder, sie tragen die Lasten des Lebens in Frieden miteinander. Die Gewohnheit, die gemeinsamen Kinder und die Familie verbindet sie, aber ohne tiefe geistige Zusammengehörigkeit, da sie eben noch nicht geistig, noch nicht individuell sind. Je geistiger, je differenzierter und individueller ein Mensch wird, desto wichtiger ist es für ihn, daß der Ehepartner in jeder Hinsicht zu seiner Entwicklungsstufe paßt. Je ausgeprägter der Charakter eines Menschen ist, desto weniger kann er mit einer Liebespartnerin zusammen leben, die nicht zu ihm paßt, und es kann kein Friede zwischen den beiden herrschen. Je höher ein Mensch steht, desto wichtiger ist es für ihn, daß die geistige Stufe der Partnerin, Intelligenz, Denkungsart, Geschmack, bis zu jedem Detail in der Liebe, ja ihre ganze Natur vollkommen zu ihm paßt. Nur mit ihr kann er auch eine glückgebende, befriedigende sexuelle Begegnung haben, in der beide Teile im Geist, in der Seele und im Körper eine vollkommene Einheit erleben.

[V.]
So wächst der Mensch langsam in die fünfte Stufe hinein. Auf dieser Bewußtseinsstufe ist er so weit, daß er seine schöpferischen Kräfte ebenso als sexuelle wie als seelische, mentale und geistige Energien und auch als sich immer steigernde stählerne Willenskraft offenbaren kann. Er strahlt seine Kräfte je nach seinem Bewußtseinszustand in der Richtung seines gegenwärtigen Interesses teilweise schon rein geistig, teilweise seelisch und auch körperlich aus. Er hat seine Nerven- und Gehirnzentren, welche die Fähigkeiten besitzen, höhere, rein geistige Energien und hohe Spannungen zu tragen, aktiviert. Der Widerstand seiner Nerven, seines Körpers ist so weit gesteigert, daß sie die hohen geistigen Frequenzen ohne Schaden ertragen und auch als sexuelle Kraft durch seinen Körper offenbaren kann. In seiner Liebe ist er leidenschaftlich, er offenbart sie aus einer inneren, geistigen Zusammengehörigkeit. Seine schon von Geburt kräftigen, widerstandsfähigen sexuellen Organe sind auch entsprechend fähig, hohe leidenschaftliche Spannungen zu offenbaren. Er ist schöpferisch geworden; alle Ventile auf fünf Ebenen, von der Geistigkeit bis zu den körperlichen Offenbarungen, sind offen. Nur noch zwei Gehirnzentren, welche die allerhöchsten, göttlichen Frequenzen in der Zukunft einmal tragen und manifestieren werden, sind noch in latentem Zustand.
Wenn ein Mensch alle seine Kräfte gleichmäßig ausstrahlt, dann hat er auch alle seine Offenbarungsorgane automatisch gleichmäßig entwickelt, folglich lebt ein hochgeistiger Mensch in einem sehr schön geformten, gesunden, starken Körper. Diese Stufe ist es, auf welcher der Mensch das erstemal ohne Schaden, ohne krankhafte Nervosität und andere Schwierigkeiten, seine sexuelle Offenbarung - wenn er will - aufgeben kann, da er seine Kräfte schon auf den höheren Ebenen ungehindert zu manifestieren fähig ist. Wohin er auch sein Interesse, das heißt sein Bewußtsein lenkt, offenbart sich seine hohe schöpferische Kraft durch entsprechende Nerven- oder Gehirnzentren und durch die geeigneten Organe. Er kann seine schöpferische Kraft als sexuelle Kraft offenbaren und als Liebe erleben, Kinder zeugen oder, wenn er seine Interessen in die Welt der Ideen lenkt, hochgeistige, schöpferisch-suggestive Gedanken manifestieren und sie als fruchtbaren Samen ausstreuen. Er ist intuitiv und suggestiv geworden, seine hypnotisch-magischen Fähigkeiten entfalten und manifestieren sich. Denken wir an große Genies, die nicht nur sexuell eine große Potenz besaßen und große leidenschaftliche Liebe erlebten, sondern auch die ganze Menschheit mit ihren durch Inspiration erlangten hohen und schöpferischen Ideen durchdrangen. Sie zeugten mit der Menschheit geistige Kinder, schufen neue Welten und lenkten das Geschick der Erde in neue Bahnen, wie sie ebenso eine Frau mit körperlichen Kräften beglücken und mit ihr Kinder zeugen konnten.
Wir wissen aus der Geschichte, daß große Genies während des Schaffens oft viele Monate ohne Liebesoffenbarungen lebten. Sie gaben alle ihre Kräfte in der geistigen Offenbarung aus; nachher aber haben sie mit unveränderter Potenz wieder leidenschaftliche Liebe und Hingabe geoffenbart. Diese Menschen, auf der fünften Ebene des Bewußtwerdens, erleben in sich schon die schöpferische Kraft als Seinszustand. Sie erleben sie in sich als die Freude am Schaffen, als Dasein, und wirken in jeder Hinsicht magisch-schöpferisch. Es ist gleichgültig, ob so ein Mensch seine Kräfte als Wissenschaftler, Politiker oder Staatsmann, Herrscher, Philosoph oder als Künstler, Komponist, Kunstmaler, Bildhauer oder Schriftsteller manifestiert. Die Durchschlagskraft seines Wirkens zeigt seine Größe. Es ist gleichgültig, auf welcher Stelle der Erde und in welcher Zeit diese schöpferischen Menschen lebten und wirkten oder heute noch leben und wirken. Sie stehen und wirken über Zeit und Raum! Ihr Wirken leuchtet über die ganze Erde zu jeder Zeit als göttliches Licht, und dieses Licht verbreitet seinen hellen Schein über die Welt der Endlichkeit und Vergänglichkeit. Ein Aristoteles, Pythagoras, Plato oder Plotin ist ebenso zeit- und raumlos wie Spinoza, Leibniz, Kant, Shakespeare, Goethe, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Tizian, Rembrandt, Rubens oder Beethoven, Mozart, Bach oder Galilei, Edison, Marconi, Paracelsus oder Hahnemann und andere Titanen, die auf der Erde weilten. Sie blickten in die Schöpfung hinein und haben uns Menschen das heruntergebracht und geoffenbart, was sie auf den höheren Ebenen erlebten. »Es gibt kein höheres Glück, als sich der Gottheit zu nähern und sie den Menschen herunterzubringen«, schrieb Beethoven in einem Brief an das Ehepaar Weigeler. Wie groß war seine geistige Liebe, daß er es als höchstes Glück empfand, das Glück den Menschen herunterzubringen!
Viele dieser Genies kannten die körperliche Liebe und sie lebten sie auch aus. Es ist aber nicht notwendig und möglich, hier aufzuzählen, wie viele titanische Menschen die irdische Liebe in himmlische Liebe umgewandelt haben. Ich erinnere zum Beispiel an Plato - nach ihm nennen wir die ideale Liebe »platonisch« - und an Dante, der in seiner Divina Commedia in Beatrice ein Bild reiner, himmlischer Liebe geschaffen hat. Auch daß sie tiefreligiös waren - ohne Bigotterie - und sich nach GOTT sehnten, ersehen wir bei vielen. Und wir kennen viele Beispiele, daß diese Titanen auf lange Zeit ohne jede sexuelle Kraftoffenbarung leben und ohne Verdrängungen harmonisch und gesund bleiben konnten. Man hat Beethoven einmal gefragt, warum er nicht heirate: »Wie könnte ich meine Musik schreiben, wenn ich meine Kräfte im Eheleben ausgeben würde«, war seine Antwort.
Der Mensch kann eben nicht zwei Herren dienen. Er muß sich entscheiden, ob er die schöpferischen Kräfte in die höheren oder niedrigeren Zentren lenken will. Wahrhaft große Menschen haben nie ein ausschweifendes Leben geführt. Die Verkörperungen des Schürzenjägers hingegen wurden und werden nie große Menschen. Diese Wahrheit finden wir sehr anschaulich in der biblischen Geschichte von Samson symbolisiert: Samson war im Besitz einer unvergleichlich großen und unbesiegbaren magischen Kraft, die wie eine dichte Haarmähne aus seinen höheren Gehirnzentren, also aus seinem Schädel ausstrahlte. Diese Kraft, die ihm auch seine legendäre körperliche Macht verlieh, verschwand, abgeschnittenen Haaren gleich, als er seine magisch-schöpferischen Kräfte im sexuellen Verkehr mit Delila in die niedrigsten Zentren lenkte und vertat. Dadurch wurde er auch »verblendet«, verlor seine geistige Sehkraft und seine geistige Freiheit: er kam ins »Gefängnis«, wurde in sich selbst eingeschlossen und isoliert. Weil er im »Gefängnis« dann Zu sich selbst Zurückfand und seine Kräfte für sich behielt, konnte er sie wieder in schöpferisch-magische umwandeln. Die höheren Zentren wurden von neuem aktiviert und strahlten die magischen Kräfte wieder aus. Seine kraftgebenden »Haare« wuchsen also wieder, wurden lang, er wurde erneut zu übermenschlichen Leistungen fähig und vermochte den Königspalast - die Identifikation des Bewußtseins mit dem Materiellen - zu zerstören. So wurde er von seinen Leiden befreit.

[VI.]
So hebt sich das Bewußtsein des Menschen allmählich auf die sechste Stufe der Jakobsleiter. Auf dieser Stufe stehen die Propheten, die Heiligen, die großen Lehrer im Westen und die großen Meister und Rischis im Orient. Sie haben die schöpferische Kraft auf jeder Ebene kennengelernt, und sie haben die vollkommene Herrschaft über sie erreicht. Sie wissen, daß es für jene, welche die Lebensenergie als schöpferische Kraft gebrauchen und infolgedessen die Freuden und das Glück des Geistes kennen und erleben können, einen unbedingt traurigen Verlust bedeuten würde, diese göttliche Kraft im Körper auszugeben. Von ihnen ist der sexuell-körperliche Wunsch wie eine reife Hülle von einer Frucht herabgefallen. Sie haben ebensolche gesunde und starke sexuelle Organe wie alle anderen, da es der Geist ist, der den Körper aufbaut, und die Kraft des Geistes sich in einem vollkommenen Körper offenbart. Aber da der Körper dem Geist gehorcht, arbeiten die Geschlechtsorgane für den eigenen Körper, versorgen ihn mit den notwendigen Hormonen, um ihn gesund und kräftig zu erhalten und immer erneut Lebenskraft in ihn hineinzulenken. Die sexuelle Potenz ist in ihrem Körper in einem Ruhezustand. Die Kräfte, die diese Organe zur Zeugung neuer Generationen reizen würden, sind in höhere Nerven- und Gehirnzentren gelenkt und werden als geistige Kräfte göttlich-schöpferisch ausgelebt. Diese Menschen geben die menschlich-schöpferische Aktivität auf, sie schreiben weder literarische Werke, noch komponieren sie für die Öffentlichkeit Musik, sie streben nicht nach Ruhm oder weltlichem Erfolg, sondern sie strahlen ihre schöpferische Energie nur als göttlich-geistige Intelligenz, als universale, göttliche Liebe aus. Dies ist die höchste, unwiderstehlichste, alles durchdringende Kraft - die Kraft GOTTES. Die einzige Tätigkeit der Propheten auf der Erde besteht darin, den Menschen, die noch in der Finsternis oder Halbdämmerung leben und leiden und die schon mit allen Kräften kämpfen, um aus ihren Leiden herauszukommen, den Weg zur Erlösung und Auferstehung zu zeigen. Diese Menschen sind die Diener GOTTES. Sie kommen meistens schon mit einer Berufung auf die Erde. Aber es waren und werden auch viele sein, die erst hier diese Stufe erreicht haben und erreichen werden. Es gab und gibt viele solche große Menschen unter uns, in vergangenen Zeiten und in der Gegenwart. Bei uns im Westen nennt man sie Heilige, Mystiker, Propheten, im Osten große Meister, Rischis. Es ist schwierig sie zu finden, denn sie sind äußerlich genau solche Menschen wie alle anderen, und sie werden nur von jenen erkannt und verstanden, die nur eine Stufe niedriger stehen als sie. Die übrigen beten sie vielleicht an, weil sie ihre Größe fühlen, aber verstehen können sie sie nicht. Manche hassen sie sogar, weil sie ihre Größe und Unnahbarkeit allen Versuchungen gegenüber fühlen und sich dadurch neben ihnen minderwertig und vernichtet vorkommen. Und dennoch findet diese Menschen, wer GOTT aus vollem Herzen sucht, denn: »an den Früchten erkennen wir den Baum ... «

[VII.] DER ADEPT
Auf der siebten Stufe hat der Mensch sein Bewußtsein so weit entwickelt, daß er alle diese Energieformen der schöpferisch-göttlichen Kraft von den höchsten Frequenzen aus beherrschen und in jeder Form gebrauchen kann, ohne daß er mit seinem Bewußtsein auf die niedrigeren Ebenen herabsteigen würde. Er erlebt das Leben in sich bewußt, das heißt, er ist in seinem Bewußtsein das Leben selbst. In einer vollkommenen Selbsterkenntnis, in einem göttlichen Selbstbewußtseinszustand, in einem absoluten Daseinszustand, in dem nicht der mindeste Teil seines Wesens unbewußt geblieben ist, ist er mit Gott bewußt identisch, bewußt eins geworden. Er versteht und kann selbst sagen, was Moses sagte, weil auch er mit GOTT von Angesicht zu Angesicht sprach, daß der Name GOTTES ist: »ICH BIN, DER ICH BIN.«
GOTT ist das ewige Sein. Und wenn ich in Wirklichkeit bin - die Form des Seins in erster Person gesagt -, so bin ich in meinem Bewußtsein das Sein selbst, GOTT, geworden.
Dies ist die allerhöchste Stufe des Bewußtseins, in welcher der dualistische Du-Zustand dem Schöpfer gegenüber aufhört und das menschliche Selbst mit GOTT in einem monastischen Allbewußtsein eins wird. Die Menschen, die diese Stufe erreichten, nennen wir Gottmenschen.
Darum sagt der Gottmensch, den die Menschen im Westen am allerbesten kennen, aber am allerwenigsten verstehen, von sich: ICH und der VATER, wir sind eins.«
Die Gottmenschen leben in einem Zustand des Allbewußtseins, des Gottesbewußtseins, und alle ihre Offenbarungen stammen aus diesem Gottesbewußtsein, aus GOTT selbst. Von Zeit zu Zeit kommt ein Gottmensch zu uns irdischen Menschen, um zu zeigen, daß diesen Bewußtseinszustand zu erreichen jedem Menschen möglich ist. Er zeigt uns den Weg zu GOTT, zu unserem himmlischen VATER, der in unserem Unbewußten auf uns wartet, zeigt uns den Weg des verlorenen Sohnes, der eines Tages aus dem Zustand, in dem er nur noch der Hüter seiner tierischen Triebe ist, erwacht und sagt: »Ich will mich aufmachen und zu meinem himmlischen Vater gehen...« Und er entschließt sich und macht sich auf den langen Weg des Bewußtwerdens und beginnt die große Wanderung zurück in das Paradies, in das einst verlassene, himmlische Heim des liebenden Vaters, der ihm - uns - mit offenen Armen entgegenkommt, ihn - uns - in seine Arme nimmt, an seine väterliche Brust drückt und mit ihm - mit uns - in dem glückseligen Zustand des Gottesbewußtseins eins wird.